Geschichte
des Kapellchens
Weit grüßt es ins rheinhessische Land, geschützt zu seinen Füßen liegen
die Dörfer Harxheim und das Neubaugebiet von Gau-Bischofsheim ,auf dem lößbedeckten
Plateau siedelten schon jungsteinzeitliche Bauern und in vorgeschichtlicher
Zeit führte
ein
Weg daran vorbei, die spätere Gaustraße, die in römischer Zeit als Handels-
und Militärstraße die römischen Bauernhöfe und Dörfer des Hinterlandes mit
Mainz verband. Von ihm aus kann man bei klarem Wetter im Südosten die höchste
Erhebung des Odenwaldes,
den Melibocus (517 m), im Norden die Berge des Taunus mit dem Feldberg und im Südwesten
den Donnersberg erkennen.
Es wurde im Jahre 1864 als Andachtsstätte auf dem Weg zur Kirche nach
Gau-Bischofsheim im Stil eines rheinhessischen Wingertshäuschens von der
Familie Lambinet auf eigenem Grund und Boden errichtet und ging später in
Erbfolge in den der Familie Friedrich über. Am 15.Mai 1866 besuchte der
Mainzer Bischof (Sozialbischof) von Ketteler das Kapellchen und gab den
Besitzerinnen die Erlaubnis zur Errichtung eines Kreuzwegs dorthin, der
freilich nie realisiert wurde.
Im
Jahre 1934 wurde der ursprünglich hölzerne Aufbau von einer HJ-Gruppe zerstört
und später durch ein massives Türmchen ersetzt. Zur 1200-Jahrfeier im Jahre
1967 wurde beim Festzug eine Nachbildung des Kapellchens mitgeführt, der
Spielmannszug renovierte nicht nur das Bauwerk, sondern ergänzte es auch durch
ein in Zement gegossenes Kreuz. Über ein Jahr dauerten die Arbeiten einer Bürgerinitiative.
Die Klinkertreppe, die schmiedeeiserne Tür, Bänke und gärtnerische Anlage,
schließlich die Ummantelung des Kreuzes, die seine Beleuchtung ermöglicht,
kamen hinzu. Das Kapellchen wird von Bürgern der Gemeinde betreut. Da es Wind
und Wetter ausgesetzt ist, ist öfters eine kleine Sanierung fällig. Für
Spaziergänger. und Landschaftsgenießer ist es ein willkommener
Anziehungspunkt .An Festtagen erstrahlt es im Lichterglanz.
Die
Renovierung des Harxheimer Kapellchens
Auf
der Hügellinie um Harxheim liegt ein Feldkapellchen im Stil rheinhessischer
Wingertshäuschen, ein Wahrzeichen der Gemeinde, das zu verfallen drohte.
Am
Tag der Harxheimer Kerb schlugen wir, eine Bürgerinitiative ,,Rettet das
Kapellchen", einen Tisch vor dem Garten des Weinguts Lotz auf und
verkauften Schlüsselanhänger und Kugelschreiber. Das Ergebnis konnte sich
sehen lassen. Für den Verkaufserlös und zahlreiche Spenden richteten wir ein
Sonderkonto ein. Als Treuhändern von 3000 DM stellten wir dann im
Gemeinderat den Antrag, die Gemeinde möge sich der Renovierung des Kapellchens
annehmen.
Hilfreich
war die Unterstützung von Verbandsbürgermeister Krämer und das Auftauchen
von Rüdiger Gottwald, dessen profunde Kenntnis der Heimatgeschichte, dessen
Kontakte und dessen handwerkliche Geschicklichkeit uns bald unentbehrlich
wurden. Es war der eigentliche Architekt und gleichzeitig der Vorarbeiter:
Willy Buchert, der Kunsthandwerker und Mitgestalter. Ihm sind die Tür, das Geländer,
Kreuzummantelung und Anfangsbeleuchtung zu danken.
Über ein Jahr dauerten die Arbeiten. Die Arbeitsstunden vieler freiwilliger
Helfer blieben ungezählt, was an Initiative zustande kam, war erstaunlich
produktiv. Der Idealismus, der sich da offenbarte, war nicht alltäglich. Viele
Namen wären zu nennen. Sie sind in der Festschrift zu finden.
Den
Tag der Neueinweihung am 17. Mai 1980 (der Jahrestag eines Besuchs des Mainzer
Bischofs Ketteler im Jahr 1866, bei dem er die Erlaubnis zur Einweihung eines
Kreuzweges gab) erlebten die frühere Besitzerin Maria Friedrich und Pfarrer
Wild nicht mehr. Viele waren gekommen, um der ökumenischen Feier, musikalisch
umrahmt vom Blasorchester Bodenheim, unterstützt von der Freiwilligen
Feuerwehr Nackenheim mit einem Notstromaggregat für die Lautsprecheranlage
beizuwohnen.
Als die 125-Jahr-Feier im Jahr 1989 anstand, konnte der evangelische Pfarrer
schließlich eine Gedenkfeier halten, an der sich alle Vereine und auch ursprüngliche
Gegner der Renovierung beteiligten. Auch die AWO hat damals einen großen und
dankenswerten Beitrag geleistet, materiell und immateriell.
Heinrich Hock
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